Medizinisches Cannabis wird im Labor mit einer Pinzette untersucht und in ein Probenröhrchen gefüllt

Cannabis und chronische Schmerzen: Ein Überblick

Chronische Schmerzen gehören zu den weitverbreitetsten gesundheitlichen Herausforderungen unserer modernen Gesellschaft. Millionen Menschen leiden unter dauerhaften oder wiederkehrenden Schmerzen, die sich über Monate oder Jahre hinziehen und den Alltag stark beeinträchtigen. Gleichzeitig steigt das Interesse an alternativen oder ergänzenden Therapieansätzen – und Cannabis rückt dabei zunehmend in den Fokus.

Doch was sagt die Forschung tatsächlich über die Wirksamkeit von Cannabis bei chronischen Schmerzen? Wie wirken THC und CBD im Körper? Und welche Erfahrungen berichten Menschen, die Cannabis medizinisch nutzen? Dieser ausführliche Überblick fasst die aktuellen Erkenntnisse zusammen und beleuchtet zudem die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland.

 

Wie Cannabis im Körper wirkt – das Endocannabinoid-System

Um zu verstehen, warum Cannabis bei manchen Schmerzformen helfen kann, lohnt sich ein Blick auf das Endocannabinoid-System (ECS). Dieses körpereigene System reguliert zahlreiche Prozesse:

  • Schmerzempfinden

  • Entzündungsreaktionen

  • Schlaf

  • Stimmung

  • Stressverarbeitung

Cannabinoide wie THC und CBD docken an Rezeptoren dieses Systems an – vor allem den CB1- und CB2-Rezeptoren.
CB1 findet sich überwiegend im zentralen Nervensystem und beeinflusst Schmerzsignale direkt.
CB2 ist vor allem im Immunsystem aktiv und wirkt bei Entzündungen regulierend.

Diese doppelte Wirkung – Nervensystem + Immunsystem – erklärt, warum Cannabis in medizinischen Kontexten häufig als unterstützende Therapie eingesetzt wird.

 

Was die Forschung über Cannabis und Schmerzen sagt

Die Datenlage ist vielseitig, aber nicht einheitlich. Dennoch zeigen viele Studien und Erfahrungsberichte:
Cannabis kann bei bestimmten Arten chronischer Schmerzen eine relevante Linderung bieten.

 

Die besten Ergebnisse wurden bislang beobachtet bei:

Neuropathischen Schmerzen

Nervenschmerzen gelten als schwer behandelbar und sprechen oft schlecht auf klassische Schmerzmittel an. Viele Patient*innen berichten unter Cannabis über:

  • reduzierte Schmerzintensität

  • weniger starke Schmerzspitzen

  • bessere Belastbarkeit im Alltag

  • verbesserte Schlafqualität

Da neuropathische Schmerzen stark subjektiv wahrgenommen werden, spielt die beruhigende Wirkung von THC eine zusätzliche Rolle.

 

Entzündungsbedingten Schmerzen

CBD besitzt entzündungshemmende Eigenschaften.
Deshalb wird medizinisches Cannabis bei Erkrankungen wie:

  • Arthritis

  • chronischen Entzündungen

  • Autoimmunerkrankungen

häufig als Ergänzung zur schulmedizinischen Therapie genutzt.

 

Fibromyalgie & unspezifische Schmerzen

Hier ist die Studienlage gemischt, aber viele Betroffene berichten über:

  • erholsameren Schlaf

  • geringere Ruhelosigkeit

  • weniger Muskelverspannungen

  • ein allgemein besseres Wohlbefinden

Chronische Schmerzerkrankungen sind komplex – Cannabis ist also nicht die Lösung für alle, aber für viele ein hilfreicher Baustein.

 

Erfahrungsberichte: Was Betroffene über Cannabis sagen

Zahlreiche Menschen, die medizinisches Cannabis nutzen, berichten:

  • „Ich fühle mich entspannter und kann mich besser bewegen.“

  • „Der Schmerz ist zwar da, aber nicht mehr überwältigend.“

  • „Ich schlafe tiefer und wache weniger angespannt auf.“

Viele beschreiben Cannabis nicht als „Schmerz-Aus-Knopf“, sondern als Mittel, das die Wahrnehmung verbessert und ihnen mehr Kontrolle über den Alltag gibt.
Gerade bei chronischen Erkrankungen, die mit Schlafstörungen oder Stress verbunden sind, zählt dieser Effekt enorm viel.

 

Welche Formen von Cannabis kommen medizinisch zum Einsatz?

Medizinisches Cannabis ist vielfältig. Ärzt*innen verschreiben abhängig von Diagnose und individueller Reaktion:

  • Cannabisblüten (inhalativ, meist im Vaporizer)

  • Öle und Extrakte

  • Kapseln

  • Dronabinol (synthetisches THC)

Jede Form hat Vorteile – Vaporizer wirken schneller, Öle gleichmäßiger.
Die richtige Dosierung wird immer individuell abgestimmt.

 

Welche Rolle spielt CBD bei chronischen Schmerzen?

CBD ist nicht psychoaktiv und wird daher oft als Einstieg genutzt.
Viele berichten über:

  • weniger Entzündungen

  • geringere Muskelspannung

  • stabilere Stimmung

  • verbesserten Schlaf

Für Menschen, die keine THC-Wirkung wünschen, bietet CBD eine sanfte Alternative.
Mehr zu CBD findest du in dem Blogartikel CBD und Schlaf: Wie Cannabidiol bei Schlafproblemen helfen kann – ein sehr passender weiterer Blickwinkel.

 

Rechtliche Lage in Deutschland

Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland legal und unter bestimmten Voraussetzungen verschreibungsfähig.

Voraussetzungen sind u. a.:

  • Eine schwerwiegende Erkrankung (z. B. chronische Schmerzen)

  • Alle anderen Therapieoptionen wurden ausgeschöpft oder bringen nicht genug Wirkung

  • Ärzt*innen sehen eine „nicht ganz entfernte Aussicht auf positive Wirkung“

Krankenkassen können die Kosten übernehmen, müssen dies aber genehmigen.

Freizeitcannabis ist seit 2024 teilweise legalisiert.
Das hat jedoch keinen Einfluss auf die medizinische Verschreibungsfähigkeit.

 

Risiken und Nebenwirkungen

Auch wenn Cannabis vielen hilft, gibt es mögliche Nebenwirkungen:

  • Müdigkeit

  • Konzentrationsschwäche

  • Mundtrockenheit

  • Schwindel

  • Bei THC: psychoaktive Effekte

Gerade deshalb ist eine ärztliche Begleitung sinnvoll, um Dosierung und Form genau abzustimmen.

 

Fazit: Cannabis kann eine echte Chance für Schmerzpatient*innen sein

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungsberichte zeigen:
Cannabis kann bei chronischen Schmerzen – vor allem neuropathischen und entzündungsbedingten – eine wertvolle Ergänzung zu bestehenden Therapien sein.

Es wirkt nicht bei allen Menschen gleich, aber viele berichten von deutlicher Linderung, besserem Schlaf, weniger Stress und einem gesteigerten Wohlbefinden.

Für Betroffene bedeutet das:
Cannabis ist kein Wundermittel, aber für manche eine wichtige Option, um Lebensqualität zurückzugewinnen.

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